Wenn der Bunny am Weltfrauentag im Pfeffer liegt
Am Weltfrauentag, dem 08.03.2018 dreht sich alles um die Frau. Die Frau an sich und im Speziellen. Mancherorts wird sie am Weltfrauentag mit Geschenken überhäuft (wie in Russland), manchmal darf sie darauf hinweisen, dass sie die Gleichberechtigung nicht nur versprochen, sondern gerne tatsächlich gelebt haben möchte. So (sorry, liebe Blumenhändler und Juweliere) ist das bei uns. Jedenfalls steht sie, also die Frau, sowas von im Mittelpunkt am Weltfrauentag. Sogar in den Nachrichten kommt sie dann vor. Auf allen Kanälen. Nur ändern tut sich nichts. Da komme auch ich nicht am eigentlichen Thema vorbei: Wo liegt in Punkto Gleichberechtigung eigentlich der Hase im Pfeffer?
Hase ist schon mal ein gutes Stichwort. Solange meist ältere, oft gestrige Herren Frauen als Hasen sehen, dem altbekannten Bunny, wird das zäh mit Gleichberechtigung. Bunny´s haben den Ruf eine Louis-Vuitton-Tasche als (ihr gutes) Frauenrecht zu verstehen. Und schon kauft der Galan zuerst die Tasche und dann die Frau. Oder versucht es zumindest. Übrigens sehr spannend dabei: Viele Männer, denen ich bei meinen internationalen Projekten begegnet bin, agierten genauso bei der Auftragsbeschaffung mit Schmiergeldern. Mit gleichberechtigtem Respekt hat das auch dort nichts zu tun.
Bunny´s haben gelernt, wie man Karriere macht
Das führt uns zurück zum Thema Bunny. Er, der Bunny, hat als sogenanntes Ex-Model eine Nische in der weitgehend respektlosen Arbeitswelt gefunden. Trump hatte Hope Hicks, Berlusconi seine Marla Carfagna und selbst in der Slowakei gab es eine Maria Troskova als persönliche Assistentin des Ministerpräsidenten. Alle jung und als Ex-Model Quereinsteiger. In anderen Worten: Hätte Martin Schulz im Falle eines Wahlsieges Heidi Klum eingestellt? Oder wäre ihm die schon zu viel EX-Model? Wie dem auch sei: Der Verdacht, dass die Optik eine gewaltige Rolle bei der Einstellung gespielt hat, drängt sich vermutlich nicht nur mir auf. Ebenso darf man sicher sein, dass es besser oder gleich qualifizierte Mitarbeiter(innen) gegeben hätte. Warum also das „Ex-Model“?
Wer stellt eigentlich wen ein?
Studien haben ja längst bewiesen, wie entscheidend die Optik für die Einstellung ist. Entscheidet ein Mann über eine einzustellende Frau, geht es steinzeitlichen Fortpflanzungsalgorithmen. Und die finden wir im Aussehen anderer Menschen. Pluspunkt für attraktive Frauen. Pingelig werden die Entscheider nur, wenn es einen gleichgeschlechtlichen Bewerber zu beurteilen gilt. Da hält man sich attraktive Menschen lieber aus dem eigenen Revier fern. Wer braucht schon Konkurrenz? Andersherum gilt das im gleichen Maße, auch Frauen bevorzugen bei Personalentscheidungen den maximal durchschnittlichen Frauentyp oder den schönen Mann. (Wer wissen also will, ob die Personalentscheider männlich oder weiblich sind, muss sich nur das andere Personal ansehen). So ungerecht ist der Mensch, wenn es um seine eigenen Belange geht: Da zählt der eigene Vorteil noch nach steinzeitlichen Maßstäben und wird dann im Rahmen der Möglichkeiten der eigenen Macht umgesetzt. Und schon sitzt das Ex-Model beim Ministerpräsidenten und die Heidekönigin beim Abteilungsleiter. Kein gutes Klima für eine vernunftgesteuerte Gleichberechtigung.
Frans de Waal, der berühmte Primatenforscher, sagte einmal, dass man sich nicht fragen sollte, was Menschen und Affen gemeinsam haben, sondern was sie trennt. So wird die Liste der Unterschiede auch ganz schnell kurz, besonders wenn man sich das affige Getue der Mächtigen ansieht. Leadership geht anders, denn Leadership hat was mit Respekt zu tun. Echte Leader stehen mit beiden Beinen auf dem Boden, die Looser hängen noch im Baum und bedienen ihre steinzeitlichen Impulse.
Kann das Gesetze eigentlich Gleichberechtigung?
Kann und muss man Gleichberechtigung also gesetzlich verordnen wie wir es heute machen? Frauenquote und so. Schwierig, denn auch das Recht folgt bekanntlich der Macht und Macht folgt dem Geld. Da sind wir dann sehr oft wieder bei den Typen auf dem Baum. Gleichberechtigung bedingt ja zwangsläufig, dass etwas Macht an Frauen abgegeben wird. Das wollen die derzeitigen „Machthaber“ nicht und werden mit Macht und Geld die Gleichberechtigung klein halten. So kommt es dann zur aktuellen Situation. Konkret heißt das, es wird eine gleichberechtigende Vorschrift entweder gleich verhindert bzw. ausgehöhlt oder die Betroffene müssen sich auf einen langen Klageweg vor Gericht einstellen. Das kostet wiederrum viel Geld. Und macht Gleichberechtigung unter dem Strich zum Privileg reicher Frauen. Das kann sicher nicht gemeint sein.
Gleichberechtigung – nur eine romantische Illusion?
Kann man Gleichberechtigung also abschreiben? Solange man dafür kämpfen muss, wird es eng. Erst wenn der Großteil der Menschen das Bewusstsein hat, dass Männer und Frauen gemeinsam die Welt zu einem besseren Platz machen (sprich: retten), weil ja beide unterschiedliche Fähigkeiten besitzen, die von der Natur eigentlich aufeinander abgestimmt wurden, kann es klappen. Wenn beide eben gleichberechtigt sind, keiner besser oder mehr wert als der andere. Wenn dieses Bewusstsein sogar gelebt wird, dann braucht es die Diskussion um Gleichberechtigung nicht mehr. Dann hat dieses Gegeneinander aufgehört, dann weicht Streben nach Machterhalt, Status und Gier der Vernunft des gemeinsamen Handelns. Und bis es soweit ist, haben wir ja den Weltfrauentag. Als Feigenblatt und Erinnerung.
P.S.: Warum hier nichts zu den vielen sexuellen Missbrauchsfällen oder Übergriffen alá Wedel & Weinstein zu lesen ist? Weil dies nichts mit Gleichberechtigung zu tun hat, sondern ein Verbrechen ist. Die gehören bestraft. Sonst nichts.