#fridaysforfuture: Wie man ändert, was geändert gehört!

Angola Coast Line © Markus Schollmeyer

Heute ist #fridaysforfuture Tag. Heute machen Jugendliche darauf aufmerksam, dass wir Ihnen eine zerstörte Umwelt hinterlassen und fordern uns auf, etwas gegen die drohende Zerstörung zu tun. Damit ernten Sie Kritik, obwohl sie Recht haben, wenn sie fordern: So kann und darf es nicht bleiben. Aber wie ändert man die Dinge, wenn andere sich aus Bequemlichkeit und Profitgier einfach blockieren? Mit sozialer Intelligenz und einer Anleihe aus dem Kampf der Frauen für Gleichberechtigung. Denn was dort funtioniert hat, wird auch hier helfen. Und am Ende kann man auch noch von Trump lernen.

View of 23th Floor over the „Jardims“ in Sao Paolo © Markus Schollmeyer

Aber zuerst schauen wir uns doch mal die aktuelle Ausgangslage an. Die Klimakatastrophe steht vor der Tür (ich schreibe bewusst nicht Klimawandel, denn dieses Wort verharmlost zu sehr, was gerade passiert). Junge Menschen von heute stehen vor dem Problem mit unvorstellbaren Konsequenzen leben zu müssen: Zuerst sind da Dürren, Hochwasser, ganze Landstriche werden verschwinden, Probleme bei der Versorgung mit Nahrung, dadurch ausgelöste Völkerwanderungen und Konzentration vieler Menschen auf wenig brauchbare Flächen. Dazu die sozialen Folgen: An diesen Orten entsteht dann durch die Dichte an Menschen ein Wettbewerb um Güter (angeheizt zusätzlich von der Digitalisierung), welches das Leben nicht mehr wirklich entspannt macht. Um hautnah und direkt mehr darüber zu erfahren habe ich gerade eine Tour um die Welt (über fast 43.000 km) hinter mir: Ich habe mir u.a. Megacities angeschaut, wo knapp 11 und auch 22 Millionen Menschen leben und sich die Schichten über finanzielle Möglichkeiten/Reichtum abgrenzen und sich die jeweilige Chance im Leben danach bemisst, wieviel Kohle man hat. Dies geschieht dort ungeschmickt, also ohne Maske und ohne oft bei uns üblichen Geheuchels. Während man bei uns täuscht und trickst, hat mad das dort nicht mehr nötig. Zu klar sind die Grenzen zwischen Arm und Reich, oben und unten.  Die meisten Menschen dort leben letzendlich in einer Welt der Chancenlosigkeit, weil Vermögen entscheidet, wer man sein kann und darf. Und damit wird entscheidend in welche Familie man geboren wird und nicht was man kann. Reichtum schottet sich ab, lässt keine Aufsteiger zu. Gewalt steigt in den unteren Schichten usw. Klimaflüchtlinge etc. kommen hinzu und verschärfen die Situation. Das kann man wirklich niemanden zumuten. Aber ganu auf diesem Weg befinden wir uns! Deshalb: So kann es nicht bleiben.

Wie ändert man Dinge gegen Widerstände

Menschen sind meistens egositische Nehmer oder maximal Dealmaker. Die Welt wird aus einer materialistischen Perpektive betrachtet. Also wird exakt berechnet, was man persönlich für Vorteile ziehen kann. Nachteile sind dabei gar keine Option. So haben wurde es über Generationen gelernt und so hat es bisher auch bestens für unseren Teil der Welt funktioniert. Gemeinwohl oder Zukunft der anderen waren und sind dort keine Parameter, weil keine Probleme spürbar waren und es so in erster Linie um materielle Vorteile und Wohlstand gehen konnte. Da aber die Änderungen , besonders solche im Sinne des Klimawandels,  ersteinmal mehr Nachteile für den „Wohlstand“ bringen werden, werden sie abgelehnt und gegen jede Vernunft verzögert. Diejenigen, die es bequem haben, möchten nicht verzichten und werden sich auch dagegen wehren. Was diejenigen machen, die am Ende die Rechnung bezahlen ist, interssiert die Handelnden nicht wirklich. Denn das sind ja nur junge Menschen, die man eh´ noch nie ernst genommen hat und die eh´ keine eigenen Mittel haben. In anderen Worten: Jung gegen Alt. Wir haben also einen Generationenkonflikt im Gewande der Klimadebatte. Läßt sich da ein dringend notwendiger Wandel überaupt herbeiführen? Man kann hier von den Frauen lernen. Frauen haben sich ihre Freiheit nicht erkämpft, indem sie die Punkte ausdiskutiert haben, sie haben die wunden Stellen der Männer getroffen. Die konnte sich damals meistens nicht mal ein Spiegelei ohne Unfall braten. Erst als die Masse der Männer merkte, wie schwach sie/wir sind, kam das Umdenken. Und die ersten Zugeständnisse, wenn auch widerwilig. Aber immerhin bewegte sich was. Im Generationenkonflikt liegt die Schwachstelle im Altwerden, denn dann braucht man Pflege. Was wäre also, wenn junge Menschen sich weigern die Älteren zu pflegen, weil es vielleicht genauso unbequem ist, wie jetzt die Dinge beim Klima zu ändern? Oder weil es zuviel „Wohlstand“ kostet?

Die Generation der Egoisten und Dealmaker

Wenn man nur die zu ändernden Punkte angeht, tropft man ab, weil eben die satte Generation (also auch meine) nichts ändern will. Es geht uns doch (gerade) gut und was soll man ändern, zumal ja dann die Nachteile überwiegen und Vorteile den anderen zu Gute kommen. Nach mir die Sintflut. An diesem evolutionären Verhälten (oder soll ich es besser das Erbe der Affen nennen) kommt man nicht vorbei. Also muss man sich eine Verhandlungsposition schaffen, die man dann dagegen eintauscht. Eine, die ordentlich wehtut.

Denken wir den Gedankenansatz zur Pflege von oben dazu mal weiter: Warum sollten uns die Jungen Menschen eigentlich später pflegen, wenn wir Ihnen den Planeten kaputtgemacht haben, die Vorteile eingeschoben und selbst dann nichts geändert haben, als es offensichtlich wurde, was passiert. Wenn nur ein Haufen verbrannter Erde zurücklassen wird, verwirkt man dann nicht vielleicht sein Recht auf Fürsorge im Alter durch die junge, leidtragende Generation? An dieser Stelle werden die Juristen und Philosophen nun in langatmige Diskussionen einsteigen, die am Ende nichts bringen. Die Wahrheit aber ist: Eigentlich müssten die Zerstörer dafür zur Rechenschaft gezogen werden, aber das verhindern die geltenden Gesetze. Und: Heute gelten Gesetze, die Kinder die Kosten der Pflege der Eltern sogar auferlegen, wenn die Eltern arm sind. Der Staat streckt vor, holt sich das Geld dann aber von den Kindern, die sich dafür notfalls auch verschulden müssen. Selbst dann, wenn es keinen Kontakt gibt und die Eltern die Kinder mies behandelt haben. Ist das gerecht, wenn man es aus Sicht der Generationen betrachtet? Darüber kann man unter dem Gesichtspunkt der Elternpflege, (weil Eltern uns ja als Kinder betreuten; was ich übrigens als selbstverständlich empfinde) trefflich diskutieren. Aber hier geht es um Veränderung (zum Guten) und die braucht Druck auf die Schwachstellen*.

Keine Diktatur des Glücks

Klingt hart? Ist es auch, aber leider oft die Folge, wenn sich was gegen Widerstände ändern soll. Und das muss es! Die jungen Menschen fordern ja genau von der Generation etwas zu verändern, die ihnen das Schlamassel eingebrockt hat. Das ist mehr als legitim und gerecht. Und genau da ist auch der Ansatzpunkt für eine Wende: Macht es wie die Frauen, die um Gleichberechtigung gekämpft haben. Macht ordentlich Druck, denn sonst ändert sich nichts. Macht gemeinsam Druck, nicht einzeln, denn nur so seid Ihr stark. Aber kämpft nicht gegen, sondern für die Sache. Das klingt abgedroschen, ist aber der sozial intelligente Schlüssel. Zumindestens zu Beginn, wenn man sich Gehör für einen Wandel verschaffen möchte. Danach braucht es dann wirkliche sozial intelligente Lösungen, sonst ändern sich zwar vielleicht die Köpfe, aber nicht die Zustände. Und weder eine Diktatur des Glücks, noch eine Gesellschaft, die andere nach dem Gesetz des Stärkeren einsortiert sind Lösungen. Zumindest, wenn man in einer zivilisierten, freien Welt leben möchte.

 

*P.S.: Wer einen weiteren Beweis oder Rechtfertigung zum Einsatz dieser Technik braucht, der schaut sich am besten die Politk von Trump an: Dort werden nur Deals gemacht, indem er anderen zeigt, wo sie verwundbar sind. Die Deutschen bei den Autos, die Russen bei der Rüstung usw. Erst macht er Druck, dann zeigt er die wunde Stelle, dann verhandelt er. Mit zweifelhafter Ideologie dahinter, aber handwerklich auf diese Technik ausgerichtet. Warum aber sollte dieses Werkzeug nicht in die Hände derer gelangen, die etwas zum Guten verändern sollen?