Hoeneß for President again: Was unser Gerechtigkeitsempfinden dazu sagt
Uli Hoeneß will wieder Präsident des FC Bayern werden. Das, trotz einer Verurteilung und einer abgesessenen Strafe wegen Steuerhinterziehung. Da jaulen die Menschen auf. Meistens, weil sie weder den FC Bayern, noch Uli Hoeneß mögen. In der Sache darf man aber schon fragen, ob das ok ist. Grundsätzlich hat er seine Strafe verbüßt. Damit sind die Taten gesühnt und Uli Hoeneß ist wieder ein „normales“ Mitglied unserer Gesellschaft. Und als solches kann er sich natürlich voll rehabilitieren und damit natürlich seinen alten Job annehmen. Zumindest dann, wenn er ein durchschnittlicher Bürger wäre. Ist er aber nicht, sondern eine – man muss es so sagen – Reizfigur für viele. Das aber spielt nun in den Augen des Rechts überhaupt keine Rolle. Es zählt einzig und alleine die Verurteilung und die abgesessene Strafe.
Recht vs. Gerechtigkeitsempfinden
In den Augen des Gerechtigkeitsempfindens vieler Menschen sieht das aber gegenteilig aus: Jemand, der verurteilt wurde, hat für viele nichts mehr an der Spitze eines Unternehmens oder Sportvereins verloren. Viele denken sogar, wer einmal eine Straftat begeht, der sollte nie wieder einen Fuß auf den Boden bekommen dürfen. Die Ursache liegt in unserem Gehirn versteckt. Dort, neben dem Zentrum für Ekel ist das menschliche Gerechtigkeitsempfinden angesiedelt. Es funktioniert als eine Art soziale Hygieneinstanz. Das muss man sich so vorstellen:
Wer schon mal in einer Wohngemeinschaft gelebt hat, kennt das: Jemand spült seinen Teller so lange nicht ab bis er schimmelt. Dann ekeln sich alle und sind einer Meinung. Der Teller muss weg. Vielleicht sogar auch der Mitbewohner, der den Teller verschimmeln ließ. Denkt man sich diesen Prozess nun auf das Gerechtigkeitsempfinden um, wäre Uli Hoeneß im bildlich übertragenen Sinne der Teller, seine Straftat der Schimmel darauf. Wie in der Wohngemeinschaft muss der Teller/Hoeneß nun weg. Abspülen und sauber machen kommt dabei den meisten nicht in den Sinn. Das Gesetz dagegen sagt nun, dass Hoeneß/Teller durch die Strafe schon sauber sei, das Gerechtigkeitsempfinden der meisten Menschen dagegen sieht den Teller/Hoeneß nach wie vor verschimmelt und möchte ihn weg tun. Das alles passiert im Unterbewusstsein.
Was ist nun richtig? Die Idee des Rechts, eine Rehabilitierung zuzulassen, ist sicher eine humane Idee, die sehr viel Sinn macht. Aber dennoch kommt sie nicht gegen das Gerechtigkeitsempfinden an. Wie geht man damit nun um? Uli Hoeneß wäre meiner Meinung nach gut beraten gewesen, nicht mehr als Präsident zu kandidieren, sondern seinem Verein aus einer weniger prominenten Position zu helfen. So hätte sicher vermieden, das der FC Bayern sich diesem Thema aussetzen muss. Sponsoren mögen das langfristig gar nicht, so viel kann der Verein gar nicht gewinnen. Aber das hat den FC Bayern noch nie interessiert, weshalb viele Fussballfans eine mangelnde Empathie oder soziale Intelligenz der handelnden Personen annehmen könnten. Die Kandidatur von Uli Hoeneß wäre als Beleg dafür gut geeignet. Mal sehen, wie lange das noch gut geht mit den Bayern, denn weder sportlich noch sonst können sie alleine existieren. Schließlich wäre ein Spiel FC Bayern I gegen FC Bayern II die langweilige Konsequenz. 😉 Womöglich sähe das Stadion aus wie auf dem Bild oben. Leer und trostlos.