Ursache statt Symptome beseitigen: Gerechtigkeit ist machbar
Zur Zeit ist das Thema Gerechtigkeit nahezu täglich zu hören, zu lesen oder es wird sich über ihr Fehlen beklagt. Besonders rund um den Tag der deutschen Einheit, wo Ost und West sich jährlich wiederkehrend zum Thema Gerechtigkeit vergleichen. Anlaß für mich die oberflächlichen Diskussionen zur Gerechtigkeit dazu zu verlassen und mir mal wieder bewusst zu machen, welche Hauptursache das ganze Schlamassel verursacht.
Die Beschwerden sind immer die gleichen: Die Welt ist ungerecht; wenige haben so viel, so viele haben so wenig; Gerichte urteilen zu lasch und so weiter und so fort. Wer so spricht und schreibt (anstatt zu machen), hat leider nicht verstanden, dass er sich nur mit den Symptomen anstatt den Ursachen befasst. Sowas hilft nicht, wie man an der Geschichte der Menschen immer eindeutiger erkennen kann. Die Welt wird trotz des Lamentieren und Beklagens gleichzeitig weiter (zumindest gefühlt) immer ungerechter und gerät immer mehr in Schieflage, weil die entsprechenden verursachenden Interessen ja auch durchgesetzt werden sollen. Und genau das ist der Punkt: Solange es darum geht seine Interessen durchzusetzen, wird es keine Gerechtigkeit geben. Gerechtigkeit verlangt nämlich nach Verantwortung. Solange sich aber niemand mehr für andere verantwortlich fühlt und auch entsprechend handelt, verschiebt sich die Welt, die Gesellschaft und damit auch der gefühlte Hort der Gerechtigkeit, die Justiz, immer weiter in die falsche Richtung. Verantwortung heißt auch manchmal zurückstecken, aber auch für andere einzutreten.
Der feine Unterschied
Aber vor allem: Verantwortung ist (für mich) anderen Chancen zu geben, niemanden ausgrenzen, Menschen respektvoll zu behandeln und diejenigen zu unterstützen, die sich selbst nicht oder nicht ausreichend helfen können. Vor allem heißt Verantwortung gerade nicht wegzusehen oder sich wegzuducken, wenn man Ungerechtigkeiten in seinem Umfeld bemerkt. Aber: Mit der Scheckheftpolitik vieler Politiker und Unternehmen hat das aber nichts zu tun, wo sinnlos, aber imagefördernd Geld verschenkt wird, um eigene Interessen zu fördern anstatt Verantwortung zu übernehmen. Denn: Von Verantwortung kann man sich nicht freikaufen, auch wenn es unser Strafgesetz sogar erlaubt, sich von Strafe freizukaufen. Auch, wenn die Strafe geht, so bleibt die Verantwortung immer bestehen!
Wer diesen kleinen, aber feinen Unterschied versteht, weiß, dass eine gerechtere und damit in meinen Augen bessere Welt nur dann entstehen kann, wenn wir alle in unserem Umfeld beginnen, Verantwortung zu übernehmen. Wer sich auf sein Leben zurückzieht und denkt, er könne eine Grenze ziehen, die Ungerechtigkeit nicht überschreiten kann, irrt nicht nur, sondern wird langfristig scheitern. Aber ich weiß auch: heute will das keiner wissen, weshalb ich es einfach nur mal gesagt haben wollte.
Verantwortung lebt man, der Rest ist Augenwischerei
Wir stehen am Rande einer Veränderung. Zu viel Ungerechtigkeit braucht in der Geschichte am Ende immer eine Diktatur, um zu überleben. Das kann niemand wollen. Besser wir fangen an, Verantwortung zu leben. Im nächsten Umfeld gibt es dazu sicher viel zu tun. Helft denen, die es brauchen anstatt zu reden, zu schimpfen und vor allem verlagert nicht Eure Verantwortung auf die Politik. „Die da oben“ tragen nämlich nicht Eure Verantwortung, sondern verwalten ein Land. Und nur daran darf man sie messen! Deshalb: Machen war schon immer besser als reden oder auf Facebook pöbeln. Wer nicht macht, nur redet, bewirkt dagegen gar nichts. Aber Machen erfordert Mut, der in einer verängstigten und verhetzten Gesellschaft oft fehlt. Einen Versuch wäre es jedenfalls immer wert.