Was Chemnitz, Neuseeland und der Islam mit Freiheit und Gerechtigkeit zu tun haben
Gerade in Zeiten, in denen Hass gezielt eingesetzt wird, um Politik zu machen, ist es wichtiger denn je, nach Fakten zu urteilen, die man selbst sammelt. Deshalb habe ich mehrere Reisen unternommen, die sich mit Religion und insbesondere dem Islam als Quelle der hier herrschenden Konflikte befasst. Das Resultat: Am Ende ist es die Kombination aus Vernunft und Nächstenliebe, die den entfesselten Hass einfangen kann. Egal, ob in Neuseeland oder Chemnitz. Eine Analyse und Ausblick auf die Zukunft
Die Reise war für mich faszinierend. Zwischen Marrakech und Muskat sprach ich mit Repräsentanten des Staates/Kirchen über Religion, deren jeweiligen Ansatz bei Fragen der Gerechtigkeit und fragte nach Einschätzungen. Weil die ausführliche Beschreibung das Formates eines Blogs sprengen würde, kürze ich ab. Das Fazit ist, dass keine der Religionen Extremismus gutheißt oder fördert, sondern die politischnmotivierte Gruppen sich meist verwirrter bis psychisch labiler, oft sogar gestörter Täter bedient, um Macht zu manifestieren oder zu verschieben. Das ist nicht nur das Problem des Islam, sondern auch christlicher Kirchen und anderer Ideologien. Extremismus entsteht dabei durch gezieltes Befeuern von Ungerechtigkeiten in der Wahrnehmung der Menschen. Das ist nun keine neue Erkenntnis, aber der Ansatzpunkt für eine Lösung.
Wie so oft finden sich viele Analysen, die das Problem herausarbeiten, aber leider nicht so viele, die echte Lösungen anbieten. Das ist dann gerade so, als ob man mit Beschwerden zum Arzt geht, dieser eine bestimmte Krankheit diagnostiziert, aber am Ende des Tages keine Medikamente oder Behandlungsmethoden verschreibt. So besiegt man keine Krankheit. Deshalb habe ich den Schwerpunkt auf Fragen der sozialen Intelligenz zur Erarbeitung von Lösungen gelegt, bis es das „Universalrezept“ gibt. Bis das aber soweit ist, also ein allgemeiner Konsenz gefunden wird, sind es sozial intelligente Maßnahmen im Einzelfall, die helfen oder fast hätte ich auch hier gesagt „heilen“ können.
Und da – auch das fasse ich wieder zusammen – ist es im wesentlichen wichtig, dass wir Menschen weg von unserem impulsgesteuertem Verhalten zu einer bewussteren Handlungsweise kommen. Zumindest als erster Schritt bei einer universellen Herangehenweise.
Als Grundlage sollten wir uns das wieder verinnerlichen: Am wichtigsten ist es, dass wir die allen Religionen innewohnende Nächstenliebe wieder aktiv in unser Leben einbauen. Nur, wenn man den jeweils anderen mindestens achtet und respektiert, kann es ein friedliches Zusammenleben geben. Wird es unfriedlich, entstehen Konflikte, die das Gefühl von Ungerechtigkeit und Rache befeuern und Grundlage des Extremismusses ist, der die Welt momentan plagt. Aber das ist nur die Basis, es hilft nicht alleine.
Denken ist der Anfang, richtig machen die Lösung
Die Zeiten, wo wir einfach den Impulsen unseres Körpers gefolgt sind, sind offensichtlich vorbei. Die alleinige Tatsache, dass uns gerade etwas guttut, bequem ist oder einen anderen Vorteil verspricht, kann keine Handlung mehr legitimieren. Vielmehr müssen wir alle auf die Auswirkungen schauen, die das unser Verhalten auslöst. Am deutlichsten sieht man das beim Umweltschutz. Einfach alles in Einwegverpackungen zu stecken, weil es schöner aussieht oder bequemer ist, war einer der größten Fehler der Menschheit. Heute wissen wir das, aber ändert sich was? Nicht in dem Ausmaß, indem es sich ändern sollte, wenn man ernsthaft die Umwelt retten möchte. Wer ein Bild davon haben will, muss sich den Verschutzungsgrad in Indien oder Teilen Afrikas ansehen. Das löst man nur durch mehr Vernunft verbunden mit dem Willen, die Dinge richtig zu machen. Besonders gilt das im Umgang mit fremden Kulturen und Religionen. Nur Vernunft auf beiden Seiten löst Probleme, vermeidet Spannungen und enttarnt die gesellschaftlichen Brandstifter.
Verstehen Sie mich bitte an dieser Stelle nicht falsch. Es geht hier nicht darum, Lebensfreude zu verbieten, sondern einfach darum, Lebensfreude zeitgemäßer zu leben. ihr können nicht die momentanen Probleme ignorieren oder mit „Wohlstandsversprechen“ alle Empfindungen betäuben. Wohlstand ist ja nicht gleichbedeutend mit Gleichgültigkeit und Bequemlichkeit, auch wenn man den Eindruck gewinnen könnte, manch einer versteht dies genau so.
Was bringt die Zukunft
Was tun? Ganz einfach: wenn jeder anfangen würde, nur ein kleines bißchen mehr zu überlegen, bevor er handelt und gleichzeitig andere achtet, gibt es weniger Unruhe durch Ungerechtigkeiten. Das ist dann soziale Intelligenz 1.0 und ein guter Anfang. Was aber, wenn es so bleibt und sich nichts ändert, weil es den meisten einfach zu mühsam ist? Neben der steigenden Gefahr von Krieg, Konflikten und den damit immer verbundenen Ungerechtigkeiten wird ein Land wohl irgendwo beginnen, Menschen dank der bereits bestehenden Überwachungssysteme zu zwingen, anders richtiger zu handeln. In China kann man bereits die ersten Ansätze dazu erkennen. In anderen Worten: Entweder wir verlieren uns in Konflikten oder wir werden unsere letzten Freiheiten verlieren, wenn wir so weitermachen. Das ist dann sicher die unbequemste Lösung. Also besser schon heute den Kopf einschalten.